Maria und Elisabeth

Morgenandacht

Gemeinfrei via unsplash/ Ante Hamersmit

Maria und Elisabeth
Morgenandacht von Pfarrer Jörg Machel
07.05.2024 - 06:35
25.03.2024
Pfarrer Jörg Machel
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Eine junge und eine ältere Frau, beide schwanger, sie begegnen einander. Davon erzählt die Bibel. Die junge Frau ist Maria, die mit dem Jesuskind schwanger ist. Die ältere Frau ist Elisabeth, sie wird Johannes den Täufer zur Welt bringen.

Das Treffen der beiden ist eine anrührende Szene, die zu einem beliebten Motiv der Malerei wurde. Die Notiz, dass das Kind im Bauch der Elisabeth vor Freude über diese Begegnung mit dem noch ungeborenen Jesus hüpfte, animierte die Künstler zu ganz naturalistischen Darstellungen.

Es gibt Skulpturen dieser Begegnung, da haben Maria und Elisabeth Bauchklappen, die kann man öffnen, und dann lächeln die Embryos einander freundlich zu. Johannes klatscht in die Hände. An diese Skulpturen musste ich denken, als meine Frau schwanger war und uns das Ultraschallbild unserer noch ungeborenen Tochter gezeigt wurde, auf dem ihre kleinen, voll ausgebildeten Händchen zu sehen waren.

So hat sich diese Zeit, die eigentlich so ganz den Müttern gehört, ein wenig auch uns Vätern eröffnet. Wir sind nicht mehr so ganz ausgeschlossen von dem Wunder, das sich da  vollzieht.

Die Geschichte von Maria und Elisabeth erzählt von einer sehr exklusiven Begegnung zwischen zwei Frauen. Sie verbindet ein gemeinsames Schicksal. Beide gehen auf eine außergewöhnliche Geburt zu, beide sind in ihrer Tiefe erschüttert.

In der Erzählung der Bibel hat ein Engel Maria angekündigt, dass sie ein Kind bekommen wird. Das ist jedoch nicht von ihrem Verlobten Josef, sondern Gottes Sohn. Durch diese besonderen Umstände ihrer Schwangerschaft ist Maria in eine Krise geraten, auf die sie mit Angst reagiert. Auch Elisabeth ist zutiefst bewegt. In ihrem Alter hat sie nicht mehr damit gerechnet, noch schwanger zu werden. Und auch über ihrem ungeborenen Sohn schwebt eine Verheißung: Er soll der Wegbereiter für Jesus werden.

Es ist eine märchenhafte Geschichte, die wir da zu lesen bekommen. Sie erschließt sich nicht, wenn wir sie auf ihre Historizität hin befragen. Kann eine Jungfrau wirklich schwanger werden, kann eine alte Frau noch Kinder gebären? Nein.

Aber hat sich die Geschichte damit erledigt? Auch da – Nein. Die Geschichte wird erzählt, um das weitere Geschehen zu erklären. Dem Sohn der Elisabeth werden wir in der Heilsgeschichte am Jordan begegnen, wo Johannes Jesus taufen wird. Johannes bereitet den Weg, Jesus ist das Ziel.

Ihre Mütter Elisabeth und Maria stärken einander in dem Wissen, dass das Schicksal ihrer Kinder eine Zumutung für sie sein wird. Die Söhne sind den Müttern bereits entzogen, noch bevor sie geboren worden sind.

Und an diesem Punkt berührt diese Erzählung auch mich als Vater. Und ich frage mich, inwiefern wir alle Mütter und Väter uns mit dieser Tatsache abfinden müssen: Unsere Kinder sind nicht unsere Kinder. Schon vor ihrer Geburt sind sie uns entzogen. Sie gehören uns nicht, sie sind uns anvertraut.

Es ist eine Herausforderung, ganz für das Kind da zu sein und es doch nicht festhalten zu dürfen. Ihm zugestehen, dass der Plan seines Lebens nicht unseren Plänen folgen wird. Zulassen, dass unser Kind seinen ganz eigenen Weg nehmen wird und dass Gott Eigenes mit ihm vorhat.

Maria trifft Elisabeth. Sie trösten und stärken einander. Und sie freuen sich miteinander. Das ist geblieben. Auch wir Mütter und Väter brauchen Trost, Stärkung und die gemeinsame Freude, damit wir diese Spannung gut bewältigen, ganz für unser Kind da zu sein und es ganz frei zu geben, sein eigenes Leben zu leben.

Es gilt das gesprochene Wort.

 

25.03.2024
Pfarrer Jörg Machel