Transformers

Wort zum Tage

Gemeinfrei via unsplash/ Aditya Vyas

Transformers
von Vikarin Hannah Clemens
15.04.2024 - 06:20
17.03.2024
Vikarin Hannah Clemens
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Autos sind für mich langweilig. Vier Reifen, Motor, Lenkrad, stinkende Gase aus dem Auspuff. Sie erfüllen einen Zweck: den Transport von A nach B. Zu Besuch bei meinem Cousin entdecke ich bei ihm eine Autozeitschrift. Er interessiert sich für Autos, kennt die Vor- und Nachteile verschiedener Marken, weiß, welche Daten stimmen müssen, damit ein Auto „gut“ ist. Für mich völlig unverständlich. Ich bin froh, wenn ich weiß, wie der Tankdeckel aufgeht. Mehr will ich eigentlich auch gar nicht wissen.  

Aber nicht nur mein Cousin sieht mehr Potential in Autos. In Transformers, einem US-amerikanischen Blockbuster, sind die Autos mehr als Transportmittel und Luftverpester. Sie können sich verwandeln. Wo eben noch ein altes Auto war, steht plötzlich ein mächtiger Roboter, der sich für den Schutz der Menschen einsetzt. In dem Film sind das Aliens, die sich in alle möglichen Maschinen verwandeln können. Dass sie dafür ausgerechnet Autos als Ausgangsform nutzen, hat vermutlich etwas damit zu tun, dass nicht wenige in den USA einen kleinen Autofetisch haben.

Wenn ich in den Spiegel blicke, denke ich manchmal: Ich bin auch nicht besser als ein Auto. Ich erfülle meinen Zweck, mache meine Arbeit, verpeste die Luft mit meinem Alltagsgestank. An solchen Tagen fühle ich mich wie ein VW Golf, Allerweltsauto, Standard halt. Ich komme mir vor wie der gewöhnlichste Mensch ohne besondere Fähigkeiten.

Wenn dagegen meine Tochter mich anschaut, sieht sie einen Transformer: Ich sehe zwar aus wie alle anderen Menschen, aber für sie kann ich praktisch alles. Lieblingsessen kochen, wunderbar zeichnen, Schmerzen wegpusten, sie hochheben und wie Peter Pan fliegen lassen. Und sie ist nicht die einzige, die weiß, welche Kräfte ich in mir habe.

Ich glaube: Gott sieht mich ähnlich. Er hat mich als Transformer geschaffen. Dieser in die Jahre kommende VW Golf kann sich in einen mächtigen, hilfreichen und eindrucksvollen Roboter verwandeln. Und ist eigentlich gar nicht so langweilig. Manchmal braucht es nur jemanden, für den sich das verwandeln lohnt.

Wahrscheinlich sind da draußen ziemlich viele Autos unterwegs, die eigentlich auch Transformer sind, aber nie versuchen, sich zu verwandeln. Und die wie ich manchmal in den Spiegel blicken und nichts Außergewöhnliches von sich halten. Gott hat auch sie als Transformers geschaffen, nur durch einen Blick verwandelt von langweilig zu beeindruckend.

Ich will diesen Blick weitergeben, damit auch andere den Mut finden zu zeigen, was in ihnen steckt. Und natürlich vor dem Spiegel üben, damit ich irgendwann gar nicht erst das Durchschnitts-Auto sehe, sondern gleich den wunderbar geschaffenen Transformer.

Es gilt das gesprochene Wort.

17.03.2024
Vikarin Hannah Clemens